Die Gleichstellungsstelle erstellt ein jährliches Programm mit Seminaren und Veranstaltungen, die sich am aktuellen gesellschaftlichem Handlungsbedarf orientieren, dazu gehören: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beruflicher Wiedereinstieg und Weiterentwicklung, Seminare zur persönlichen Weiterentwicklung, Vorträge zu Themen wie „Frauen und Rente“ und beispielsweise zum Thema der Frauengesundheit.
Ebenfalls organisiert die Gleichstellungsstelle Projekte, Ausstellungen und Kampagnen, zum Beispiel anlässlich des Internationalen Aktionstages „Equal Pay Day“ für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern sowie Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag am 8. März.
Zudem organisiert sie die Aktionen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.
Das Programm steht als PDF-Version auf unserer Website in der Rubrik „Broschüren“ zum Download zur Verfügung oder unter https://www.merzig-wadern.de/media/custom/2875_12520_1.PDF?1739794093.
Frauenbeauftragte Birgit Rudolf erhält Verdienstkreuz am Bande
Zähigkeit zahlt sich aus
Die Frauenbeauftragte Birgit Rudolf im Porträt
Frau Birgit Rudolf ist bereits seit 1988 die Frauenbeauftragte des Saarpfalz-Kreises. Im November des vorherigen Jahres ist sie für ihren jahrzehntelangen Einsatz in den Bereichen Gleichstellung, Integration und Chancengleichheit mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.
Ein Text von Marina Henn
Birgit Rudolf ist eine „zähe“ Person, wie die 65-jährige sich selbst bezeichnet. Diese Eigenschaft ist vermutlich zentral für ihre Biografie, denn sie hat schon sehr früh ihren Berufsweg geebnet: Die aus Bielefeld stammende Studienabsolventin kam mit ihrem Mann, der dort einen Medizinstudienplatz erhielt, ins Saarland.
Auf Jobsuche rief sie im Vorzimmer des damaligen Landrats des Saarpfalz-Kreises an, sie hätte gehört, dass angedacht sei, jemand für Gleichstellung im Landkreis anzustellen. Im Telefonat sagte man ihr, dass das nicht mehr aktuell sei. „Das Gespräch hätte damit beendet sein können, doch ich ließ mich nicht abwimmeln und bestand darauf, meine Bewerbungsunterlagen einzureichen“, erinnert sie sich.
Wenige Tage später wurde sie tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. „Man darf sich vor allem als Frau nicht so schnell ins Boxhorn jagen lassen“, meint Rudolf und möchte damit auch andere Frauen ermutigen, an ihren Zielen mit Nachdruck festzuhalten. „Es ist wichtig, dass wir klar und konsequent unsere Ziele verfolgen und am Ball bleiben.“
Altruistische Handlungsmaxime als Motivation
Die junge Frau, die in den späten 1980er Jahren beim Landratsamt so durchsetzungsstark auftrat, studierte zuvor an der Pädagogischen Hochschule in Bielefeld. Ihre Fächer waren unter anderem Pädagogik und Englisch.
Sie kam dann aber zunehmend mit Themen, die sich mit der gesellschaftlichen Situation von Frauen befassten, in Berührung. „Das weckte einfach mein Interesse und ich stieg immer mehr in die Thematik ein“, erinnert sie sich. Meine Examensarbeit zum 1. Staatsexamen habe ich zum Thema „Das Frauenbild in der Werbung“ geschrieben. Meine Professorin war Christiane Schmerl, die zu dem Thema selbst veröffentlicht hat. Sie hat mich sehr inspiriert und war für mich ein wichtiges Vorbild.
Das Interesse an Gleichstellungsthemen begleitet sie bis heute auf ihrem gesamten Lebensweg. Motiviert zu diesem Thema ist sie aus ganz altruistischen Motiven: „,Mir ist es wichtig, dass es den Menschen, für die und mit denen ich arbeite, gut geht. Sie sollen gute, gleichberechtige Chancen bekommen. Dazu ist es wichtig, das Augenmerk dahin zu legen, wo es fehlt, um gut arbeiten und leben zu können“, erklärt die Frauenbeauftragte ihre Handlungsmaxime.
Das Bewusstsein für Gleichberechtigung ist gewachsen – das Handeln hinkt hinterher
Von diesem Leitgedanken, dass es Menschen gut gehen soll, geprägt hat sie in 36 Jahren Amtsinhaberschaft erlebt, wie das Bewusstsein für die Belange der Gleichstellung stets gewachsen ist.
Der Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen würde gesehen werden, aber das Handeln noch hintendran stehen, wie sie erklärt: „es passiert immer noch viel zu wenig“. Hier greift sie auch die Kinderbetreuung auf: „das Thema steht seit Jahrzehnten auf der Agenda und es ist viel zu wenig geschehen, dass Frauen gut arbeiten können und dabei noch ihre Kinder betreut wissen – vor allem gut betreut!
Es gibt immer noch zu wenige Plätze und nun kommt erschwerend noch der Fachkräftemangel hinzu. Das Thema wird uns also noch länger begleiten.“ Das sei nur ein Beispiel wo weiterhin dringender Handlungsbedarf bestehe.
Ihr Herzensprojekt hilft Frauen beruflich weiterzukommen
Neben dem, was noch zu tun ist, gibt es aber auch wichtige Errungenschaften: Die Gewaltproblematik habe viel Engagement bekommen, zum Beispiel über die Einrichtung des Frauennotrufs. Besonders stolz ist sie auf ihr Herzensprojekt, die Einrichtung der Koordinierungsstellen Frau und Beruf in mittlerweile jedem Landkreis des Saarlandes. Hier sollen Frauen die Beratungen bekommen, die sie brauchen, um beruflich gemeinsam die sogenannte gläserne Decke zu durchstoßen – also patriarchale informelle Strukturen – um sich beruflich weiterentwickeln zu können.
Dieses Projekt ist bereits vor 20 Jahren aus ihrer Arbeit entstanden, da sie feststellte, dass Frauen immer wieder vor den gleichen Problemen standen: „Ich wollte gerne ein branchenübergreifendes Angebot schaffen, welches die Frauen zusammenbringt und vernetzt“, erklärt Rudolf. Das ist ihr auch erfolgreich und maßgeblich für das Saarland gelungen – sie schätzt, dass mehrere tausend Frauen bereits beraten wurden.
Für ihr langjähriges Engagement als Frauenbeauftragte ist Birgit Rudolf nach 36 Dienstjahren nun im November mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Rudolf selbst sagt zur Auszeichnung „Es ist überwältigend, welche Freude mir im Zuge der Ordensverleihung von Wegbegleiterinnen, Kolleginnen und Teilnehmerinnen entgegengebracht wurde und wird. Es hinterlässt ein sehr schönes, warmes Gefühl und tut ungemein gut!“
„Ich bin selbst ein geduldiger Mensch und kann gut vermitteln. Aber vor allem meine Zähigkeit hat sich bewährt, immer wenn jemand denkt, er hat mich in der Tasche, halte ich nur inne und ziehe wieder nach.“