Kommunalwahl 2024
Väter in Elternzeit
Die Fakten:
- 48 % der Väter wünschen sich heute eine partnerschaftliche Aufgabenteilung von Familie und Beruf.
- 55 % der Väter möchten etwa die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen.
- 17 % der Eltern teilen sich derzeit die Kinderbetreuung.*
Väter, die partnerschaftliche Teilung von Sorge- und Erwerbsarbeit umsetzen möchten, treffen auf Grenzen. Sie sind konfrontiert mit gesellschaftlichen Anforderungen, welche teilweise immer noch den Mann als Ernährer der Familie sehen.
Mit Anforderungen seitens ihrer Arbeitgeber und dem Kampf um das Durchsetzen von Elternzeit und Teilzeitarbeit. Mit Rechtfertigungen gegenüber der Familie und Freunden.
- 2,9 Monate (Bayern und Baden-Württemberg) bis 4,4 Monate (Bremen) beträgt die durchschnittliche Bezugsdauer des Elterngeldes der Väter.
Dabei nehmen längst nicht alle Väter Elternzeit:
- 53,5 % und damit Spitzenreiter war Sachsen und
- 29,2 % und damit Schlusslicht war das Saarland im Jahr 2020.**
- 90 % der Elternzeitmonate wurden von Müttern genommen.***
- 66,2 % der erwerbstätigen Mütter mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren arbeiteten 2019 in Teilzeit.****
Das hat Auswirkungen auf die finanzielle und berufliche Situation von Müttern. Die Armutsgefährdung von Frauen, insbesondere die von alleinerziehenden Müttern, ist hoch.
Die LAG Kommunale Frauenbeauftragte wirbt für partnerschaftliche Verteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit. Sie ermöglicht beiden Elternteilen finanzielle Unabhängigkeit und damit den Aufbau einer eigenen existenzsichernden Rente. Außerdem ist die Versorgung der Familie beim Wegfall eines Verdienstes (z.B. durch Strukturwandel oder Kurzarbeit) noch leistbar. Dies nimmt auch häufig Druck vom „Alleinverdiener“. Zusätzlich profitieren Männer vom Kompetenzgewinn durch die Übernahme von Familienaufgaben (Caring Masculinities).
Und das Wichtigste: Auch die Kinder profitieren!*Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 8251 (2021). Bezogen auf Väter mit ältestem Kind unter 10 Jahren
**Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistik zum Elterngeld – Beendete Leistungsbezüge für im jeweiligen Jahr
geborene Kinder. Eigene Berechnung und Darstellung Prognos AG.*** https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_113_p001.html
**** https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_N017_13.html
Kommentar der LAG:
Gleichberechtigung muss immer wieder hergestellt werden!
Heute leben fast alle jungen Paare sehr gleichberechtigt. Wenn das erste Kind kommt, entscheiden viele gemeinsam, dass die Frau zu Hause bleibt. Vielleicht sind gerade auch Freundinnen von ihr schwanger oder der Mann wird dringend im Job gebraucht. Meist spielen auch finanzielle Erwägungen eine Rolle. Schließlich sind die Männer oft etwas älter als ihre Partnerinnen und haben dadurch statistisch mehr Berufserfahrung und ein höheres Einkommen.
Mütter werden auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor diskriminiert. Es kann sein, dass nach einer Geburt die nächste Beförderung vertagt oder ein langweiligeres Arbeitsfeld zugewiesen wird. Wenn das Kind die Mutter als wichtigste Bezugsperson hat, wollen auch viele Frauen nicht mehr auf Dienstreisen gehen oder so flexibel wie zuvor arbeiten. Zudem sind die Kitaplätze rar und die Randzeiten nicht abgedeckt. Mit Kind steigt zudem das Haushaltsarbeitspensum. So gehen viele Mütter in Teilzeit. Dies sind nur einige Gründe, warum Frauen als Mütter gut 60 % weniger verdienen, als vorher.
Kommt dann das zweite Kind, hat der Vater zwischenzeitlich eine Gehaltserhöhung bekommen und das Paar beschließt gemeinsam, dass die Frau erneut zu Hause bleibt.
Die Eltern sitzen in der Falle: Aus einem gleichberechtigten Paar ist eine klassische Alleinverdiener-Ehe geworden, obwohl viele Frauen sehr gut ausgebildet sind. Er ist dafür zuständig, dass finanzielle Sicherheit besteht, sie kümmert sich um Haus und Kinder. Nach dem dritten Kind lohnt es sich vielleicht gar nicht mehr für sie zu arbeiten, wenn man Kinderbetreuungskosten, Arbeitswegzeiten und den Doppelbelastungsstress gegenrechnet.
Natürlich gibt es auch viele Partnerschaften, in denen beide arbeiten (nur er eben in Vollzeit und sie in Teilzeit) und beide für die Kinder da sind (nur sie eben immer und er nur am Wochenende). Diese Eltern sind um Partnerschaftlichkeit bemüht, müssen sie aber permanent sichern und verhandeln. Das Machtungleichgewicht tendiert dazu, sich eigenständig zu verstärken.
Der Elterngeldanspruch von 14 Monaten steht Müttern und Vätern gemeinsam und die Elternzeit von 36 Monaten steht Müttern und Vätern jeweils zu! Ebenso können beide Elternteile ihre wöchentliche Arbeitszeit verkürzen (Elternzeit in Teilzeit*), um sich gemeinsam die Sorgearbeit zu teilen. Beide Elternteile sollten diese Familienzeiten qualifikationserhaltend teilen.
Das ist Partnerschaftlichkeit!
* https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen/elternzeit/elternzeit-73832
Infos für Väter im Netz:
Elterngeld.de
https://www.youtube.com/watch?v=ewFACy1xla4
Youtube-Kanal für Väter:
https://www.youtube.com/channel/UCO9Lk4v4M8mCMpyZ6TA_1GQ/about
Väterreport des Bundesministeriums:
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/vaeterreport-update-2021-186180
Studie zur Frage: Was bringt Eltern und Kindern die Väterzeit?
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/vaterschaft-und-elternzeit-73810
Buchtipps für Väter:
Mensch, Papa!: Vater werden – Das letzte Abenteuer. Ein Mann erzählt
Der Bestseller über das aufregende Abenteuer, Vater zu werden. Der Psychologe und Sprachwissenschaftler Kester Schlenz teilt humorvoll seine Gedanken und Gefühle vom positiven Schwangerschaftstest bis zum zweiten Geburtstag. Mosaik Verlag, ISBN 978-3442390489
Baby – Betriebsanleitung: Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung
Humorvolles Buch für technisch veranlagte Väter mit nützlichen Hinweisen. Mosaik Verlag, März 2014, ISBN 978-3442392506
Das Papa-Handbuch: Alles, was Sie wissen müssen zu Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Jahr mit Baby
Ein bewährter Ratgeber mit zahlreichen Tipps und Erfahrungsberichten von Vätern, geschrieben von Robert Richter und Eberhard Schäfer. GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, ISBN 978-3833874239
Papa kann auch stillen – Wie Paare Kind, Job & Abwasch unter einen Hut bekommen
Irgendwann stellt sich bei jedem Paar mit Kinderwunsch die Frage: Wie machen wir’s? Zwei Jobs, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Stefanie Lohaus und Tobias Scholz haben sich dafür entschieden, ihren Alltag nach dem 50/50-Prinzip zu leben: Sie teilen sich die Arbeit im Haushalt sowie die Betreuung ihres Sohnes fair auf und arbeiten beide (fast) Vollzeit. Welche Reibungen dabei mit dem Umfeld und der Arbeitswelt entstehen, und welche Herausforderungen – und Freuden – den Familienalltag bestimmen, davon erzählen sie humorvoll und voller Herz in diesem Buch. GOLDMANN, ISBN: 978-3-641-14473-9
Ein Mann ist keine Altersvorsorge
Viele Frauen stehen heute finanziell auf eigenen Füßen. Aber es gibt immer noch Frauen, die sich auf einen Versorger verlassen und darauf vertrauen, dass die große Liebe schon hält. Die Realität sieht leider anders aus. Nach einer Trennung droht gerade Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, häufig eine schmerzhafte Altersarmut.
Helma Sick und Renate Schmidt rufen die Frauen auf, die Notwendigkeit ihrer finanziellen Unabhängigkeit zu erkennen und entsprechend zu handeln. Kösel Verlag, ISBN: 978-3328103554
Raus aus der Mental Load Falle
Kinder, Küche, Krisenmanagement. Ob sie wollen oder nicht: Immer noch erledigen Mütter einen Großteil der Familienarbeit, haben jedes noch so kleine To-do von Kindern und Partner im Kopf. Mental Load ist das Wort für die Last im Kopf, die Frauen grenzenlos stresst. Patricia Cammarata, Psychologin und bekannte Elternbloggerin, beschreibt konkrete Auswege aus der Mental Load-Falle. Zuständigkeiten gerecht verteilen, Aufgaben loslassen, Freiräume schaffen und vor allem als Paar die Energie darauf verwenden, füreinander da zu sein – das löst langfristig den Knoten. Natürlich gibt es nicht den einen Weg aus der Dauerbelastung. Dieses Buch zeigt viele Wege, um die Arbeits- und Verantwortungslast so aufzuteilen, dass es für die eigene Familie passt. Aber fest steht: Der freie Kopf macht es möglich, endlich durchzuatmen. Geteilter Mental Load eröffnet neue Perspektiven! Ein Buch für Mütter und Väter, die endlich gleichberechtigt leben wollen. Patricia Cammarata, Beltz, ISBN: 978-3407866325